Liebe OFS Geschwister.

Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Besinnung und des Friedens. Zumindest sollte es so sein. Aber ich merke, dass die besonderen Gegebenheiten unserer Zeit uns vor der großen Herausforderung stellt diesen Frieden zu bewahren. Ich möchte euch ein paar Gedanken mitgeben, die uns hoffentlich dabei behilflich sind, uns innerhalb unseres Ordens nicht spalten zu lassen und so positiv in unserem Umfeld wirken können.

 

Ich kann mich erinnern, dass ich den Hl. Papst Johannes Paul II immer sagen gehört habe: „Habt keine Angst“. Ich denke, dass wir als betende Menschen und Gleichgesinnte, die danach streben im Stand der Gnade zu stehen, keine Angst haben sollten. Was Angst bewirken kann, zeichnet sich ja auch in der Geschichte ab.

 

Ich habe mir zudem Gedanken gemacht, welchen grundsätzlichen Weg des Miteinanders der Mensch gehen kann. Dabei habe ich zweierlei Arten von Gemeinschaft gefunden.

 

Jesus spricht im Evangelium davon, dass „wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er mitten unter ihnen ist“. Man möchte glauben, dass dies verwirklicht ist, wenn man sich zum gemeinsamen Gebet trifft. Ich denke es bedeutet noch viel mehr. Wenn Menschen überhaupt im Namen Jesu Christi in Gemeinschaft leben, nimmt seine Liebe Einzug in den Herzen der einzelnen Gläubigen. Sobald diese göttliche Liebe in jedem Einzelnen der Gemeinschaft gut ausgeprägt ist, werden die Früchte der Liebe sichtbar. In der Gemeinschaft herrscht Frieden, man freut sich einander zu begegnen und man pflegt einen barmherzigen Umgang miteinander, da sich jeder seiner Grenzen bewusst ist. So eine Gemeinschaft strahlt die Liebe auch nach außen hin aus und wird einladend und anziehend für andere. Da jede Gemeinschaft nicht ohne Struktur auskommt, gibt es überall Menschen mit Verantwortung. Wenn nun Christus in einer Gemeinschaft wohnt, ist es gerade der Verantwortliche, der besonders berufen ist in die Nachfolge Jesu zu treten. Das erreicht er in dem er seinem Beispiel folgt und der Gemeinschaft hingebungsvoll dient. Ich komme in diesem Zusammenhang nicht daran herum, an unsere Päpste der letzten Jahrzehnte zu denken. Sie haben für mich diese Haltung erfüllt. Dieses Prinzip von Gemeinschaften, in denen die Liebe wohnt und so eigentlich dem Wesen des Dreifaltigen Gottes entspricht würde, wenn es sowohl in den Hausgemeinschaften als auch in allen großen Strukturen in Politik, Wirtschaft und Religion verwirklicht wäre, eine friedliche und gerechte Welt hervorrufen.

Wir wissen aber alle, dass dem jedoch nicht so ist.

Wieso eigentlich?

In erster Linie denke ich deswegen, weil es noch eine andere Art von Gemeinschaft gibt. Eine Gemeinschaft ohne Liebe.

Gemeinschaft beginnt zunächst einmal bei einem selbst. Wie wir gesehen haben, gibt es keine liebende Gemeinschaft, wenn nicht in jeden Einzelnen die Liebe existiert.

Was ist nun, wenn es Menschen gibt, denen die Liebe fehlt?

Von welchen Ambitionen werden sie geprägt?

Ich traue mir zu sagen:

Ist das Herz des Menschen ohne Liebe, dann ist es von Stolz geprägt. Einem Stolz der nach Macht hungert.

Um Macht zu besitzen braucht man andere Personen, über die man Macht ausüben kann. Um das zu erreichen, schafft der stolze, machthungrige Mensch ein Feindbild, auf das er seinen Hass konzentrieren kann und andere, die ohne Liebe sind tun es ihm gleich. So existiert schon bald eine Gemeinschaft ohne Liebe, die vom Hass auf ein gemeinsames Feindbild konzentriert ist. Um aber diese Gemeinschaft auf Dauer zusammen zu halten, wird begonnen, den Mitgliedern mit verschiedenartiger Gewalt, sei sie körperlich oder geistig, Angst davor zu machen diese zu verlassen.

So ein Prinzip findet man auf den verschiedensten Ebenen der menschlichen Existenz.

Zum Beispiel aus der Geschichte des Nationalsozialismus, wo ein machtgieriger Diktator auf Gruppen wie die Juden seinen Hass konzentrierte und ganze Massen auf seine Seite zog, die er dann durch die Gewalt der „SS“ zusammengehalten hat.

Man kann das gleiche Prinzip aber auch manchmal in Schulklassen sehen, wo einer, um die Klasse zu beherrschen einen anderen zum Außenseiter stempelt. Auf den beginnt sich schließlich der Hass aller Mitschüler zu konzentrieren. Wenn ein Mitschüler aber beginnt, sich dieser Hasskonzentration zu entziehen wird er unter Druck gesetzt, in dem man ihm androht, selbst zu einem Außenseiter zu werden.

Selbst in einer Familie kann dieses Prinzip zum Teil existieren. Wenn die Liebe der Eheleute erkaltet. Oder wenn von Anfang an nur der Boden des gegenseitigen Begehrens vorhanden war und nicht mehr.  In solchen Fällen werden Beziehungen dann oft nur mehr dadurch zusammengehalten, in dem man innerhalb der Familie ein Feindbild schafft z. B: den gemeinsamen Hass auf die Schwiegermutter. Oft geht das so lange gut, bis niemand mehr da ist, den man als Feindbild haben kann, was dann letztendlich doch zum Zerbrechen der Beziehung führt.

Ich denke, solange wir noch nicht heilig sind, sind wir alle noch Träger beider dieser Prinzipien in uns.

Wenn man die Augen aufmacht, so denke ich, kann man beide Arten von Gemeinschaften in der Welt erkennen, sei es in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft oder Religion. Leider scheint mir in unserer Zeit das Prinzip ohne Liebe sehr häufig vorhanden zu sein.

Sei es im Machtstreben der Konzerne, ohne Rücksicht auf das Befinden ihrer Mitarbeiter oder der Umwelt. Sei es anhand verschiedener politischer oder sogar religiöser Ideologien, die sich gerne die Weltherrschaft aneignen wollen und, und, und….

Zum Abschluss möchte ich nur noch sagen, dass man Erfüllung nur in der Liebe finden kann, die uns Christus gezeigt hat.

Die Menschwerdung dieser Liebe werden wir in diesen Tagen begehen.

So möge unser gemeinschaftlicher Weg, ein Weg dieser Liebe sein.

Ich lade euch in diesem Zusammenhang ein, in diesen Tagen wachsam zu sein und viel darum zu beten, dass Gott uns davor bewahren möge, in eine Gesellschaft zu gelangen, wo Glaube und Liebe verbannt wird und gegeneinander anstelle von miteinander tritt.

 

PAX ET BONUM

 

Franz Spanner

Nationalvorsteher

 

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