Liebe Schwestern und Brüder im Ordo Franciscanus Saecularis!

Als neuer Geistlicher Assistent für den OFS in Österreich und Südtirol
möchte ich mich bei euch vorstellen. In der Nachfolge von Br. Guido
Demetz OFM darf ich seit vergangenem September diesen schönen Dienst der Begleitung und Seelsorge vonseiten der Franziskanerprovinz Austria
ausüben. Außerdem bin ich als Geistlicher Assistent für die OFS-Region Mitte tätig.
Geboren wurde ich 1976 in St. Stefan am Walde im oberen Mühlviertel (O.Ö.). Nach der
Schulzeit machte ich eine Lehre zum Bauschlosser, absolvierte in Linz den Militärdienst,
und kehrte dann in meine Lehrfirma zurück, wo ich zunehmend im Planungsbüro
eingesetzt wurde. Neben vielen Dingen, die zum Jung-Sein dazu gehören, lernte ich in
dieser Zeit durch verschiedene Erfahrungen die Schönheit und Weite unseres
christlichen Glaubens besser kennen. Hin und wieder zeigte sich bald ein leiser
Gedanke, Priester zu werden, den ich aber stets sofort verwarf. „Das ist nun wirklich
nichts für mich“, dachte ich. Aber der liebe Gott „klopfte“ hartnäckig an, bis ich mit 22
Jahren einen neuen Weg einschlug, der mich schließlich in den Franziskanerorden
führte.
Die Mischung aus Gottverbundenheit und Bodenständigkeit, die ich hier fand,
faszinierte mich. Den hl. Franziskus lernte ich erst nach und nach kennen und schätzen.
Mein Ausbildungsweg führte nach Telfs, Brixen, Salzburg und Graz. Im Laufe des
Pastoraljahres in Enns wurde ich 2013 im Linzer Dom zum Priester geweiht. Es folgte ein
Jahr der Mitarbeit in der Seelsorge der Franziskaner für junge Menschen in Assisi. Mit
dieser Erfahrung starteten wir 2014 das Projekt „La Verna“ für junge Menschen im
Franziskanerkloster Maria Enzersdorf, nahe Wien. Besondere Schwerpunkte waren dort
Pilgerangebote, Glaubenskurse, Bergwochen, ein franziskanisches Berufungsjahr und
vieles mehr. Es war für mich eine schöne Zeit vieler kreativer Möglichkeiten anderen
Türen zum Glauben an Gott zu öffnen.
Nach dem Provinzkapitel 2021 führte mich der Weg schließlich in das Shalom-Kloster
der Franziskaner im oberösterreichischen Pupping.
Was sind meine „Visionen“ für den OFS in Österreich und Südtirol? Obwohl ich
Probleme wie den Mangel an neuen Mitgliedern usw. durchaus sehe, habe ich doch sehr
große Hoffnung, weil der OFS gerade für heutige Menschen eigentlich viele
Möglichkeiten bietet. Dort wo die Seelsorgeräume größer, teilweise auch anonymer
werden, liegt hier die Chance für Gemeinschaft. Hier ist ein idealer Raum für Menschen,
die im Glauben mehr suchen als die Begleitung der Kirche an den Lebenswenden. Der
OFS kann ein Ort sein, wo Personen ihre Gottesbeziehung vertiefen und menschlich
reifen können. Hier können auch soziale oder ökologische Projekte wachsen, die eine
Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Fragen sind. Die Spiritualität, welche der hl. Franz
und die hl. Klara von Assisi geprägt haben, ist für all das ein guter Nährboden, der auch
junge Menschen fasziniert und inspiriert. Das habe ich in der Pastoral für junge
Erwachsene immer wieder erlebt.
Deshalb träume ich davon, dass bestehende Gemeinschaften zu neuer Blüte kommen,
und zusätzlich viel Neues heranwächst. Mit der im September 2021 errichteten
Gemeinschaft in Bruckmühl (O.Ö.) oder der kleinen Gruppe der Franziskanischen
Jugend Wien (JUFRA) gibt es ja schon Aufbrüche. Vielleicht sind die kommenden Jahre
der 800-Jahr-Jubiläen (2022 Bullierte Regel des hl. Franziskus, 2023 Entstehung der
Weihnachtskrippe in Greccio, 2024 Wundmale des hl. Franziskus auf La Verna, 2025
Komposition des Sonnengesangs, 2026 Transitus des hl. Franziskus) eine besondere
Chance. Wir ergreifen sie weder, indem wir in Aktionismus verfallen, noch indem wir in
kollektivem Jammer verharren. Vielmehr dürfen wir uns in Gebet und Kontemplation
ermutigen, inspirieren und auch verändern lassen. Die ständige Umkehr steht uns ja als
Bewegung in der Tradition der „Büßer“ ins Stammbuch geschrieben. Wenn wir dann in
„engagierter Gelassenheit“ die nötigen Schritte tun, werden diese auch vom Geist Gottes
getragen und begnadet sein.
Ich freue mich sehr darauf, viele von euch Brüdern und Schwestern, und auch die
lokalen Geistlichen Assistenten nach und nach kennen zu lernen.
Br. Stefan Kitzmüller OFM

 

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